Rundbrief vom 13. Januar 2011

1. Grundeigentümer übergaben ihre Fragen an Umweltministerin Anita Tackkohlerundbrief 2011 01 14 bild

2. Klage gegen Erkundung von CO2-Endlager eingereicht

3. Sonnabend Aktion am Tagebaurand

4. Presseartikel:

  • Tack: Störungen im Wasserhaushalt der Lausitz minimieren - Pressemitteilung des MUGV, 13.01.2011
  • Kippenboden sackt bei Lohsa mehrere Meter in die Tiefe - LR, 05.01.2011

Sehr geehrte Interessenten,

hier der erste Lausitzer-Kohle-Rundbrief des neuen Jahres. Wir begrüßen erneut weitere Interessenten im Empfängerkreis unseres Rundbriefes.

1. Grundeigentümer übergaben ihre Fragen an Umweltministerin Anita Tack

Auch Anlieger des Pinnower Sees fordern Dichtwand um Vattenfall-Tagebau

Vertreter von Lausitzer Grundeigentümern sowie des Umweltverbandes GRÜNE LIGA schildertenkohlerundbrief 2011 01 14 bild am Donnerstag in Potsdam Umweltministerin Anita Tack ihre Sorgen zum Wasserhaushalt um den Tagebau Jänschwalde. Sie übergaben Briefe, in denen mehr als zweihundert Eigentümer von mehr als 750 Grundstücken Fragen an die obere Wasserbehörde des Landes formulieren. Zahlreiche Anlieger des intensiv zur Erholung genutzten Pinnower Sees unterstützen darin die Forderung, eine Dichtwand um den Vattenfall-Tagebau Jänschwalde zu prüfen. Auch Waldbesitzer und Hauseigentümer der umliegenden Orte sehen ungeklärte Probleme durch die Wasserhaltung des Tagebaus.

"Während es überall im Land zu viel Wasser gibt, müssen wir uns schon wieder vor der Trockenheit des nächsten Sommers fürchten. Der Wasserspiegel des Pastlingsees bei Grabko ist im Herbst 2010 trotz der extremen Niederschläge einfach weiter gesunken. Für uns ist klar, dass nur Vattenfalls Tagebau die Ursache sein kann." sagt Bernd Quilisch aus Grabko, der an der Übergabe der Briefe an die Ministerin teilnahm.

"Uns Anliegern des Pinnower Sees haben die Landesbehörden lange Zeit erzählt, der Wasserspiegelrückgang habe keinerlei Zusammenhang zum Tagebau. Inzwischen wird vom LUGV offiziell ein Einfluß des Tagebaus auf die Seen der Region nicht mehr ausgeschlossen. Dieser Verdacht muß restlos aufgeklärt und wirksame Schutzmaßnahmen eingeleitet werden." sagt Georg Abel von der Siedlungsgemeinschaft Südufer am Pinnower See.

"Die Frage nach der Dichtwand muß wieder auf die Tagesordnung. Bisherigen Prüfungen dazu vor zehn Jahren wurden nicht objektiv durchgeführt, wie wir bei einer Akteneinsicht feststellen mußten. Hauptziel der Behörden war damals offenbar, dass Vattenfall keine zusätzlichen Kosten entstehen." sagt René Schuster von der GRÜNEN LIGA aus Cottbus.

Zu den Unterzeichnern gehören Bewohner der Dörfer Tauer, Bärenklau, Pinnow, Grano, Schenkendöbern, Deulowitz, Kaltenborn, Schlagsdorf, Groß Gastrose, Taubendorf, Kerkwitz, Atterwasch und Grabko, aber auch auswärts ansässige Grundeigentümer aus Guben, Berlin, Dresden, Eisenhüttenstadt und weiteren Orten.

Grundwasserabsenkung durch Tagebaue wirkt mehrere Kilometer ins Umland und kann Bergschäden an Gebäuden und Straßen, Einschränkung der Erholungsnutzung an Seen, Austrocknen geschützter Feuchtlebensräume oder Schäden in der Waldwirtschaft hervorrufen. Der Entwässerungstrichter des Tagebaus Jänschwalde soll in den nächsten Jahren weiter nach Norden fortschreiten. Den unterzeichnenden Bürgern ist bewußt, dass die derzeitige Feuchteperiode nur eine vorübergehende Linderung der Entwässerungsprobleme schaffen kann und bestehende Zeitfenster zu Entscheidungen über wirksame Schutzmaßnahmen genutzt werden müssen.

Im Anhang zu diesem Rundbrief der Wortlaut der von den Grundeigentümern unterzeichneten Briefe als pdf-Datei. (Foto: am Pastlingsee)

2. Klage gegen Erkundung von CO2-Endlager eingereicht

Die Stadt Beeskow (Oder-Spree) sowie der Wasser- und Abwasserzweckverband Beeskow und Umland haben bereits am 23.12.2010 Klage gegen die Erlaubnis des Landesbergamtes zur Erkundung der geologischen Bedingungen des möglichen CO2-Endlagers eingereicht. Das Verfahren beim Verwaltungsgericht Cottbus werde sich über mehrere Monate erstrecken, sagte ein Gerichtssprecher Anfang Januar.

3. Sonnabend Aktion am Tagebaurand

Mit einer Lichterkette soll am Sonnabend, 15. Januar die geplante Abbaukante des Tagebaus Jänschwalde-Nord sichtbar gemacht werden. Die Ortsbeiräte der vom geplanten Tagebau Jänschwalde-Nord betroffenen Randgemeinden Groß-Gastrose und Taubendorf möchten auf das drohende Rroblem ihrer Randbetroffenheit aufmerksam machen. Interessenten sind herzlich eingeladen an der Aktion mitzumachen. Treffpunkt ist um 15:30 Uhr am Vereinsheim Taubendorf oder am Feuerwehrgebäude Groß-Gastrose.

4. Presseartikel und -mitteilungen:

http://www.mugv.brandenburg.de/cms/detail.php/5lbm1.c.160598.de

Tack: Störungen im Wasserhaushalt der Lausitz minimieren - Pressemitteilung des MUGV, 13.01.2011

Potsdam – Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) empfing heute in Potsdam Bürgerinnen und Bürger aus der Lausitz, die von der bergbaubedingten Grundwasserabsenkung in der Region betroffen sind. Sie sicherte eine Prüfung der vorgebrachten Einwände und Vorschläge gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Infrastrukturministerium zu.

Tack informierte darüber, dass das Umweltministerium bereits ein Gutachten in Auftrag gegeben habe, das die Auswirkungen der Grundwasserabsenkung auf die Trinkwasserversorgung in der Lausitz analysieren und bewerten solle. "Wichtig ist, Lösungsmöglichkeiten für eine bessere Regulierung des Wasserhaushaltes in der betroffenen Region zu finden und diese in den Braunkohleplänen sowie bergrechtlichen Betriebs- und Sanierungsplänen zu berücksichtigen", sagt Tack. Der Tagebaubetreiber ist gesetzlich verpflichtet, die Eingriffe in den Wasserhaushalt zu minimieren und entstandene Schäden auszugleichen.

Der Wasserhaushalt in der Lausitz ist durch den langjährigen Braunkohleabbau gestört. Während im Bereich der stillgelegten Tagebaue der Grundwasserwiederanstieg nasse Keller verursacht, ist die Trockenlegung von Kohleflözen in aktiven Tagebauen mit großflächigen Grundwasserabsenkungen verbunden. Von letzteren seien die heute nach Potsdam gekommenen Bürgerinnen und Bürger betroffen.

Die Lausitzer, die insbesondere unter den negativen Auswirkungen der Absenkungen des Grundwasserspiegels durch den Betrieb des Tagebaus Jänschwalde leiden, fordern wirksamere Maßnahmen gegen eine weitere Absenkung des Grundwasserspiegels und übergaben der Ministerin Briefe Betroffener.

 

http://www.lr-online.de/regionen/hoyerswerda/Kippenboden-sackt-bei-Lohsa-mehrere-Meter-in-die-Tiefe;art1060,3171909

Kippenboden sackt bei Lohsa mehrere Meter in die Tiefe - LR, 05.01.2011

Hoyerswerda Um den Jahreswechsel rutschte in der Lausitz erneut Kippenboden in die Tiefe. Kurz vorher arbeiteten dort Waldarbeiter. Das Gebiet stand nicht unter Bergaufsicht und galt nicht als gefährdet.

Auf den ersten Blick ist der jüngste Fall von abgesacktem Kippenboden in der Lausitz kaum spektakulär. Betroffen waren 27 Hektar Wald und Wiese. Niemand kam dabei zu Schaden, als das Erdreich mit bis zu vier Meter tiefen Abbruchkanten wegsackte. Doch beunruhigend ist, dass dieses Gebiet östlich des Speichers Dreiweibern nicht unter Bergaufsicht stand und nicht als gefährdet galt.

Der Wald bei Lohsa (Landkreis Bautzen) wird von der Forst Lipa GmbH bewirtschaftet. Am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages hatte ein Mitarbeiter der Firma Risse im Waldboden entdeckt. »Da war aber nicht viel zu sehen, es lag noch bis zu einem Meter Schnee«, sagt Firmenchef Hubertus Burkhart. Kurz vor Weihnachten war dort Holz geschlagen und am Waldrand gestapelt worden. Genau dort befand sich wenige Tage später die Mitte des abgesackten Erdreiches. Das gestapelte Holz liegt noch immer dort.

Ungewöhnlicher Ort

Ob es einen Zusammenhang der Erdabsackung mit der Holzlagerung gab, müsse noch geklärt werden, so Peter Horler, Sprecher des Oberbergamtes: »Die Ursachenuntersuchung beginnt jetzt erst.« Glück hatten die Waldarbeiter, die ihre Arbeit längst beendet hatten, als die Erde in Bewegung geriet. »Wenn das einige Tage vorher passiert wäre, hätte es schlimmer ausgehen können«, bestätigt der Sprecher des Oberbergamtes.

Für die Fachleute der Bergbehörde ist der Ort der jüngsten Setzung von ehemaligem Kippenboden überraschend. Die Fläche stand nicht unter Bergaufsicht, weil 1990 dort der aktive Bergbau schon eingestellt war. Deshalb ging sie mit der deutschen Einheit auch nicht in die Verantwortung und Zuständigkeit der für Sanierungen zuständigen Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau- Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) über.

Nachdem sich im Oktober 2010 im ehemaligen Tagebaugebiet Spreetal mehr als einhundert Hektar Boden »verflüssigten« und wegrutschten, wurden Gebiete ehemaliger Kippen mit hohem Grundwasserstand in der ganzen Lausitz vorsorglich gesperrt. Untersuchungen von Fachleuten, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen dort noch notwendig sein könnten, sollen bis März vorliegen.

Keine zeitweilige Sperrung

Bei der Rutschung in Spreetal die einen Lkw und eine halbe Schafherde mit sich riss, spielte eine hohe Gewichtsbelastung durch gelagertes Erdreich als Auslöser eine wichtige Rolle. Die Holzlagerung auf der abgesackten Fläche bei Lohsa könnte ähnlich gewirkt haben, doch eine zweite wichtige Ursache der Spreetaler Rutschung fehlt: Ein hoher Grundwasserstand.

Weil dieser nicht vorhanden war, wurde das Waldgebiet bei Lohsa auch nicht mit in den Katalog der vorsorglichen zeitweisen Sperrungen nach dem Rutsch in Spreetal aufgenommen. »Eine Gefahr war dort nicht erkennbar«, sagt Peter Horler.

Dass die Ursachenforschung zu Rutschungen und Setzungen von Kippenböden lange dauern kann und nicht immer mit einem klaren Ergebnis endet, zeigt ein zwei Jahre zurückliegender Fall. Bei Calau rutschten im eisigkalten Januar 2009 27 Hektar Wald in den kleinen Fluss Kleptna. Bis heute liegt dazu kein endgültiger Bericht über die Ursachen vor.

Sturmwirkung als Auslöser

Wie jetzt in Lohsa gab es keine unmittelbaren Augenzeugen und keinen direkten Anlass. Möglicherweise spielte damals ein Sturm eine Rolle, der durch die Wipfel des Waldes getobt war. Die Kraft, die dabei über die Wurzeln der Bäume ins Erdreich kam, könnte Auslöser der Rutschung gewesen sein.

Hubertus Burkhart, dem das abgesackte Waldstück bei Lohsa gehört, bleibt gelassen. »Wenn ich wegen des Kippenbodens Bedenken gehabt hätte, hätte ich den Wald nicht gekauft«, sagt er. Mit einem gewissen Restrisiko müsse man in dieser Region leben. Am heutigen Mittwoch sind Vertreter des Oberbergamtes und der Gemeinde mit ihm vor Ort, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Darüber, wann und wie er an das geschlagene Holz kommt, macht sich Burkhart noch keine Gedanken. Die Stämme könnten dort noch lange liegen: »Ich hole das jedenfalls vorerst nicht raus.«

Von Simone Wendler

 

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Dieser Wald ist der Kohlegrube im Weg

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