Ein Memorandum zur Zukunft der Lausitz

Ihre Ringvorlesung ist eine feste Institution in Cottbus. Woran liegt das?

Prof. Dr. Wolf SchluchterWeil sie aktuelle Themen aufgreift, die Leute in der Region besonders interessieren. Und wir reden nicht übereinander, sondern miteinander.

Sie haben ein Memorandum für die Zukunft der Lausitz entwickelt. Wie kam es dazu?

Im letzten Semester hatten wir den provokanten Titel „Entwicklungsland Lausitz?“. Am Ende faßten wir die Aussagen der Referenten zusammen und stellten sie zur Diskussion. Es ist also eine Meinungsäußerung aller Teilnehmer.

Welche Inhalte hat das Memorandum?

Kurz gesagt: eine Lausitz, in der man gerne lebt und gerne zu Gast ist. Wir sehen Potenziale vor allem als Energie- und Bildungsregion. Die Leute hier hatten schon immer einen hohen Bildungsstand, sie sind auch sehr fleißig. Nur mit dem Selbstbewußtsein hapert es noch. Den selbstbewußten Bürger, der sich einmischt und nicht alles mit sich machen läßt gibt es hier noch zu selten. Das hat viele Ursachen, auch der Bergbau hat dazu beigetragen, der die Menschen immer Entscheidungen von oben unterworfen hat.

Zeigt das Memorandum schon Wirkung?

Es könnte eine unheimliche Wirkung haben oder auch gar keine, je nachdem wie es die politischen Akteure zur Kenntnis nehmen. Wir haben viele Politiker und Institutionen zu unserer aktuellen Ringvorlesung eingeladen und das Memorandum beigelegt.

Welche Entwicklung empfehlen Sie der „Energieregion Lausitz“?

Jedes Jahr 10 Prozent weniger fossile Energie einsetzen und 10 Prozent sparen. Ob das so schnell geht ist eine andere Frage, aber es müsste das Ziel sein. Braunkohlenutzung muss verringert oder effizienter werden, auf keinen Fall ausgebaut. Wir brauchen die Ansiedlung gerade kleiner und mittlerer Betriebe, die den Bedarf an den genannten 10 Prozent durch neueste Technik decken. Wenn das gelingt, hätten wir wirklich etwas weltweit interessantes.

Wie sehen Sie die Rolle von Vattenfall?

Ein Monopolunternehmen, dass die Region beherrscht und deshalb keinen Wandel will. Daran ändern auch ein paar Windräder und ein Biomassekraftwerk wenig. Forschungen an der Kohlendioxidverpressung kann man von mir aus gerne machen. Aber nicht so tun, als sei das Problem damit schon gelöst.

Was ist ihre Meinung zum Volksbegehren?

Egal, wie es ausgeht, ich bin dafür, dass die Bürger ihre Meinung äußern. Und mir mißfällt das Auftreten von Vattenfall: Sie gehen immer so vor, als ob sie schon alle Genehmigungen für den Tagebau hätten. Das hat wenig mit einer demokratischen Gesellschaft zu tun.

Termine

Einwendungsfirst: Gas- und Speicherkraftwerk Jänschwalde
02 April 2024
Buchvorstellung: "Angels over Lusatia"
17 April 2024
19:00 - 21:00
Helle Panke e.V., Kopenhagener Str. 9, 10437 Berlin
Ausstellung "Unverkäuflich"
26 April 2024
10:00 - 20:00
Franz-Mehring-Platz 1, Berlin
Wir beim Umweltfestival in Berlin
28 April 2024
Berlin, Straße des 17. Juni

Dieser Wald ist der Kohlegrube im Weg

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Lausitzer Menschen für einen früheren Kohleausstieg

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