Rundbrief vom 03. Mai 2012

1. Arbeitskreis tagte - Probleme rund um den Tagebau Jänschwalde
2. Bergbausanierung wird teurer - Mancher redet sich's schön
3. Bündnisgrüne stellten ihre Energiestudie auch in Cottbus vor
4. BdEW-Kraftwerksliste ohne Jänschwalde
5. Knappensee bei Hoyerswerda bald gesperrt
6. Bischof kritisch zur Braunkohlewirtschaft
7. Landessynode: EKBO tritt der Klima-Allianz bei
8. Erinnerung: 6.Mai in Groß Gastrose
9. Es war einmal vor zwanzig Jahren
10. Energie-Universität im Abstiegskampf (aus blicklicht 05/2012)
11. Solarstrom senkt den Strompreis!

1. Arbeitskreis tagte - Probleme rund um den Tagebau Jänschwalde

Am vergangenen Donnerstag trat der regionale Arbeitskreis des Braunkohlenausschusses zum Tagebau Jänschwalde zusammen. Der beigefügte Bericht von dieser Sitzung (pdf, 4 Seiten) gibt Interessierten einen detaillierten Einblick in eine Vielzahl bergbaubedingter Probleme rund um den Tagebau. Zur Sprache kamen die folgenden Themen:
- Energiestrategie 2030 und Bericht zur Sondersitzung des Braunkohlenausschusses dazu
- Untersuchungsrahmen für die Umweltprüfung - Ergebnis des Scoping-Prozesses
- Herstellung des Klinger Sees
- Aschedepot Jänschwalde II – Ortsbeirat Gosda kontra Bergbehörde
- Aussagen der Bergbehörde zur Rutschung im Tagebau Jänschwalde
- Deulowitz: Ortsteil lehnt Tagebau Jänschwalde-Nord ab
- Grabko: Gespräche mit Vattenfall stocken
- Wasserstau in Briesnig – Bürger haben die Tagebau-Dichtwand im Verdacht
- Stand Regionales Entwicklungskonzept
- Sonstiges: Bergschäden, Brauchwasser, Termine

2. Bergbausanierung wird teurer - Mancher redet sich's schön

Aufgrund der zahlreichen Probleme mit Standsicherheit und Grundwasserwiederanstieg müssen Bund und Länder beim nächsten Verwaltungsabkommen zur Sanierung der DDR-Tagebauflächen tiefer in die Tasche greifen als bisher geplant. Die Lausitzer Rundschau hat diese Nachricht folgendermaßen verpackt: "Tolle Aussichten für Lausitzer Seenland" heißt die Überschrift auf Seite 1. Dass man einen Hoffnungsschimmer für die betroffene Region vermitteln will, mag ein nachvollziehbares Motiv sein. Schwer zu trennen ist es aber von der Arbeit der Braunkohle-Lobby. Probleme in der Bergbaufolgelandschaft nagten zuletzt wohl zu sehr am Image geplanter neuer Tagebaue.

3. Bündnisgrüne stellten ihre Energiestudie auch in Cottbus vor

Am Freitag, dem 20. April präsentierte die Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen ihre Studie zur Energieversorgung Brandenburgs und Berlins mit einer Fachtagung an der Cottbuser Universität.
Die Bergbaugewerkschaft IGBCE demonstrierte vor Beginn der Veranstaltung vor den Türen des Audimax gegen die Tagung, an der sachlichen Diskussion nahm sie nicht teil. O-Ton gegen 13 Uhr aus dem IGBCE-Lautsprecher: "Bleibt noch zwanzig Minuten da, noch ist Arbeitszeit!"
Die Teilnehmer der Tagung erlebten dagegen eine sachliche und fachkundige Debatte. Der Bericht der "Lausitzer Rundschau" am nächsten Tag erschien aber unter dem Titel "Brandenburgs Grüne verabschieden sich vom frommen Selbstbetrug", und stellte in den Vordergrund, dass eine erneuerbare Wärmeversorgung Berlins und Brandenburgs bis 2030 nicht für möglich gehalten wird. Zur Frage Speicher und Stromnetz ließ er nur die Kritiker der Studie zu Wort kommen. Offenbar sollte hier bei Laien gezielt der Eindruck erweckt werden, auch die Grünen sähen jetzt die Notwendigkeit neuer Tagebaue ein. (Was an manchen Stammtischen tatsächlich so weitergetragen wurde).
Tatsächlich wurde eine erneuerbare Vollversorgung im Wärmesektor in allen Energieszenarien deutlich später erreichbar als beim Strom. Und sie hat mit der Braunkohle-Frage herzlich wenig zu tun. Wer sich selbst über die Inhalte der Studie informieren möchte, findet sie (in einer Vorabversion vom 08.03.2012) hier:
http://gruene-fraktion-brandenburg.de/userspace/BB/ltf_brandenburg/Dokumente/Studien_und_Gutachten/2012_03_08_Stromversorgung_Brandenburg_Berlin.pdf

4. BdEW-Kraftwerksliste ohne Jänschwalde

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BdEW) hat zu Beginn der Hannovermesse 2012 eine Liste der Kohle-, Gas-, Wind- und Pumpspeicherkraftwerken vorgelegt, in die er bis 2020 etwa 60 Milliarden Euro investieren will. Die Projekte entsprechen nach BDEW-Angaben einer installierten Leistung von rund 42.000 Megawatt. Von den 84 Projekten sind 69 Anlagen mindestens im Genehmigungsverfahren, weitere 15 noch in der Planung. Ein Kraftwerksneubau in Jänschwalde ist in der Liste nicht enthalten. Bei Umsetzung der in der Liste enthaltenen Projekte dürfte er anschließend kaum noch eine Chance haben.

5. Knappensee bei Hoyerswerda bald gesperrt

Nachsorge in der Bergbaufolgelandschaft: Der Tourismus am Knappensee südlich Hoyerswerda muss ab Herbst 2013 fünf Jahre Pause machen, weil die LMBV den See - die ehemalige Grube Werminghoff - sanieren muß. Das teilte die "Lausitz am Sonntag" mit. Der Knappensee wird bereits seit Jahrzehnten als Naherholungsgebiet genutzt.

6. Bischof kritisch zur Braunkohlewirtschaft

Der evangelische Bischof für Berlin-Brandenburg hat sich erneut kritisch zur Braunkohleverstromung ausgesprochen. Im Interview mit der Lausitzer Rundschau sagte Markus Dröge: "Wir haben das Gefühl, dass die Brückentechnologie Braunkohle eine zu lange Brücke werden soll - und Brücken, die zu lang sind, sind nicht mehr stabil." Das ganze Interview:
http://www.lr-online.de/nachrichten/brandenburg/Bischof-Droege-Wo-Kirche-an-ihre-Grenzen-kommt;art25,3764294

7. Landessynode: EKBO tritt der Klima-Allianz bei

Die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat auf ihrer Frühlingssynode in Berlin beschlossen, der bundesweiten Klima-Allianz beizutreten. Die Klima-Allianz ist ein Bündnis aus mehr als einhundert umwelt- und entwicklungspolitischen Organisationen sowie Landeskirchen. Das Bündnis spricht sich seit Jahren gegen neue Kohlekraftwerke aus und hatte sich zuletzt auch in die Debatte um die Energiestrategie des Landes Brandenburg eingeschaltet. Die GRÜNE LIGA gehört der Klima-Allianz seit vielen Jahren an. (www.die-klima-allianz.de)

8. Erinnerung: 6.Mai in Groß Gastrose

Es sei an dieser Stelle nochmal an das Treffen an der Neiße bei Groß Gastrose erinnert, dass an diesem Sonntag um 14:00 Uhr stattfindet.

9. Es war einmal vor zwanzig Jahren

Am 1.Mai jährte sich die Besetzung von Lacoma zum zwanzigsten Mal. An diesem Tag begannen 1992 einige wenige Menschen, mit der Besetzung des Haus Nr. 12 ein Zeichen gegen die weitere Zerstörung des kleinen Dorfes bei Cottbus für den Tagebau Cottbus-Nord zu setzen. Letztlich wurde daraus eine Neubesiedlung des Ortes als alternatives Künstlerdorf bis zum Jahr 2005.

10. Energie-Universität im Abstiegskampf (aus blicklicht 05/2012)

Die Landesregierung will in Cottbus eine Energie-Universität schaffen, das betonte der Ministerpräsident sogar in seiner Regierungserklärung zur Energiestrategie Brandenburgs. Ich will hier mal ganz oberflächlich sein und nur über diesen Namen schreiben. Keine Frage, Energie ist eine der zentralsten Zukunftsfragen unserer Gesellschaft. Das macht aber längst noch keine gelungene Hochschulbenennung.
Da wird zum einen das Thema Gesundheit als Teil der künftigen Ausrichtung betont. Wie das Schlagwort „Energie“ hier werbewirksam für den Standort Lausitz sein soll, bleibt ein Rätsel.
Zum anderen sind energiepolitische Meinungen in der Region verschieden und nicht immer assoziiert „Energie“ dabei etwas gutes. So gibt es etwa Menschen, die (durchaus aus Erfahrung) bei dem vorgeschlagenen Titel zuerst an „Vattenfall-Universität“ denken, soll heißen an drohende Beeinflussung von Forschung und Lehre durch Konzerninteressen. Wo außerhalb der Tagebau-Belegschaft wäre das ein hilfreiches Aushängeschild?
Eines der größten Probleme ist den ministeriellen Akademikern aber vermutlich überhaupt nicht bewusst gewesen: Große Teile der Bevölkerung (ja, es gibt auch Nicht-Studierte) denken reflexartig an Fußball! Und während ich diese Zeilen schreibe, sorgt sich Energie Cottbus gerade um einen drohenden Abstieg von der Zweit- in die Drittklassigkeit. Da fällt die Assoziation nicht gerade zugunsten der geplanten Hochschule aus. Die Reputation einer Universität assoziativ an sportlichen Erfolg eines Fußballclubs zu binden, wäre wohl der Schildbürgerstreich schlechthin. Die Potsdamer Regierung war aber vermutlich mal wieder viel zu sehr damit beschäftigt, die Bergmannsseele ihrer Cottbuser SPD-Genossen zu streicheln, als dass sie diesen Effekt überhaupt bemerkt hätte. (www.kultur-cottbus.de)

11. Solarstrom senkt den Strompreis!

Die Einspeisung von Sonnenenergie senkt zunehmend den Großhandelspreis für Strom. Da Photovoltaik vor allem dann einspeist, wenn der Strombedarf am höchsten ist, nähert sich der Preis für Spitzenlast- immer öfter dem für Grundlaststrom an. Wie sonnenseite.de berichtet, lag der Unterschied am 27.April 2012 nur noch bei 0,5 Prozent. (4,715 Cent pro Kilowattstunde in der Spitzenlastzeit, 4,690 Cent in der Grundlastzeit) Wer seriös über Solarenergie diskutiert, muss der ansteigenden EEG-Umlage also stets auch diese preissenkenden Effekte gegenüberstellen. Hier der Artikel mit den Einzelheiten:
http://www.sonnenseite.com/Aktuelle+News,Strompreis+faehrt+Achterbahn,6,a22085.html

 

Termine

Ausstellung "Unverkäuflich"
26 April 2024
10:00 - 20:00
Franz-Mehring-Platz 1, Berlin
Filmabend "Es kommt darauf an das Hoffen zu lernen"
21 Mai 2024
19:00 -
Salon des Franz-Mehring-Platzes 1, 10243 Berlin

Dieser Wald ist der Kohlegrube im Weg

Dieser Wald ist der Kohlegrube im Weg

 

Lausitzer Menschen für einen früheren Kohleausstieg

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